Erich Reusch, Atelier 2010
... Schon früh hat Reusch die brisante Möglichkeit erkannt, die sich aus der künstlerischen Befassung mit dem realen Raum ergeben können. Raum verstanden als Grundlage menschlicher Bedingtheit, mit der Notwendigkeit, sich mit seiner Umgebung auseinanderzusetzen.
Das künstlerische Werk von Erich Reusch lässt einen ständig suchenden und daher Fragenden erahnen und erkennen. Wissend, was er sucht, ahnend, was er sucht. Aber auch wissend, dass es die endgültige Gewissheit vielleicht nicht geben kann.
Reuschs Werke ermöglichen die Anerkenntnis der eigenen Begrenztheit sowie die daraus abzuleitende relative Bedeutungslosigkeit eines jeden Menschen, die es nahelegt, andere zumindest gleichermaßen wertzuschätzen. Indem Reuschs Werke Erfahrungen von eigener Präsenz mit einer Ahnung von unfassbarer Unendlichkeit verknüpfen, tritt die (eigene) Endlichkeit als Grunddilemma jeglicher Existenz ins Bewusstsein. Denn für alle ist die unvermeidbare Bestimmung von Existenz ihr Verlust.
Bedeutende Kunstwerke – insbesondere ungegenständliche Formulierungen – bieten in besonderem Maße durch das zu Sehende und über das Sehende hinaus Möglichkeiten, weiterführende Gedanken bewusst zu machen und uns dadurch zu weiteren Überlegungen und daraus abzuleitenden Entwicklungen zu bewegen. In diesem Sinne hat Erich Reusch bedeutende Kunstwerke geschaffen.
Alexander von Berswordt-Wallrabe | Erich Reusch – grenzenlos | Textauszug Visionen zur Existenz – Frühe Versuche von Erich Reusch zum unendlichen Raum, S. 83 | gutenberg beuys feindruckerei GmbH, Langenhagen, 2020 | ISBN 978 -3-941778-16-0
o. T. 1965/Variante 2019, Galerie Kajetan, viennacontemporary, 2020
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